Da, wo der Pfeffer wächst.

Phu Quoc.

Phu Quoc, die grösste Insel Vietnams, liegt vor der Küste Kambodschas. Sie ist bekannt für ihre großen Pfeffergärten und ihre schmackhafte Fischsoße. Früher leisteten Gefangene Zwangsarbeit im Inselstraflager. Heute kommen immer mehr Touristen und mit ihnen wächst auch die Bevölkerung. Im letzten Vierteljahrhundert hat sie sich verzwanzigfacht – natürlich nicht ohne Spuren zu hinterlassen. In den Fischerorten, die bis vor wenigen Jahren nur per Boot erreichbar waren, werden Resorts und große Hotelanlagen errichtet. Strassen und Vergnügungsparks werden gebaut. Es scheint bereits zu viel des Guten. Der Paradiesstatus »Tropeninsel mit Palmen gesäumten Sandstränden und türkisblauem Wasser« dürfte Vergangenheit sein.

Eva:  Von Saigon geht es per Bus gen Süden, um auf die vielgerühmte Insel Phu Quoc zu gelangen. Die Busfahrt war wieder ein Erlebnis. Man sitzt nicht, sondern liegt auf zwei Ebenen. Die Asiaten sind ja kleiner, entsprechend kürzer sind die Liegeflächen. Von oben dudelt ein Handy, aus anderer Richtung ein lautes Schnarchen und links von uns ein lautstarkes Telefonat auf Vietnamesisch. Andern Tags geht es mit der Fähre auf die Insel. Gedrängel am Fährhafen, denn alle und alles müssen mit. Gepäck in Kartons, Motorroller und die Postsendungen für das Eiland. Der stählerne Kahn peitscht mit rasanter Geschwindigkeit durch die Wellen. Von einer romantischen Überfahrt keine Spur, aber es hat Spaß gemacht. Wir waren die einzigen Nicht-Vietnamesen. Auf der Insel dann eine sehr bedrückende Erkenntnis. Müll entsorgt sich am einfachsten im Meer. Meine Begeisterung und vor allem die Badelust ist stark getrübt.

Reto:  Das Mekong-Delta – ein Sehnsuchtsort für mich. Unser Überlandbus überquert zig Wasserläufe. Einmal war sogar eine Fährfahrt angesagt. All die Kanäle und braunen Wasserstrassen gehören zum riesigen Flussdelta. Aus dem fahrenden Bus erhaschen wir manch faszinierenden Blick auf die typischen Boote und die eng ans Wasser gebauten Hütten. Eine ähnliche Szenerie finden wir dann im Norden der Insel, wo ein urtümliches Fischerdorf an der Küste unsere Aufmerksamkeit einfordert. Wir bleiben und erkunden mit Fahrrad und Boot die Umgebung. Wie war hier das Leben früher? Was denken die Alten, die zahnlos vor ihren Hütten sitzen, über uns, die wir vorbei radeln oder den Müll fotografieren? Schwer zu sagen. Die Stimmung ist jedenfalls respektvoll und das Lächeln beidseitig.

Theo:  Hier ziehen alle im Bus die Schuhe aus. Lustig. Ich kann auch auf den Sitzen stehen anders als alle anderen, die liegend fahren müssen. Alle zwei Stunden ein Zwischenstopp. Ich ergattere von überall Snacks. Schmeckt nicht immer alles gut. Von Trockenfrüchten über Wachteleier bis hin zu einer undefinierbaren, mit Knoblauchzehen gespickten Kaumasse. Auf der Insel ist es geruhsam, bis auf die »Rasenmähermotoren«, die knatternd und stinkend die Boote vorantreiben.