Nicht nur reisen.

Schaffe, schaffe – Häusle baue.

Nachdem wir in Lombok bereits einen Teilbetrag (hier der Link zum Bericht), der anlässlich unserer Geburtstage gesammelten Gelder, gespendet haben, wollten wir nun den Restbetrag einsetzen. In einem abgelegene Strandcafé in Australien entdeckten wir einen von der Sonne ausgebleichten Aushang: Aufbauprojekt in Vietnam! Das passt doch, da wir Vietnam als nächstes Ziel auserkoren hatten. Also informierten wir uns und kündigten unsere Mitwirken an. Es ging darum, in einem Entwicklungsgebiet im Süden des Landes auf einem bestehenden Schulgelände eine Begegnungsstätte in Form einer Bibliothek zu bauen. Ein internationales Team fand sich und alle zahlten den geforderten Obolus ein, um neben Kost und Logie Baumaterial und die einheimischen Mitarbeiter bezahlen zu können. Der Bau wurde vorbereitet und es mussten Sondergenehmigungen von der Regierung eingeholt werden, da eine Einreise in diese Region einer Erlaubnis bedarf. Insbesondere wurde das Schulgelände noch nie von Ausländern betreten. Dank der guten Vorbereitung durch die Leute vom »Thanh Loc Project« ging es für uns am 10. Mai 2019 los.

Reto:  Nach einer abwechslungsreichen Anreise trafen wir an einer belebten Bushaltestelle unser Team. Zügig ging’s mit einem Minibus weiter. Es war Teil des Konzeptes bei und mit der Bevölkerung zu leben. Nach Ankunft saß der Schreck tief. Hier sollen wir mit klein Theo schlafen? Im ersten Moment denke ich, in der Schweiz würden wir bestenfalls auf solch einem Holzregal Kartoffeln lagern. Wie sich später zeigt, käme nicht einmal das infrage, da es Ratten gibt. Nun gut, Anpassungsfähigkeit haben wir geübt und so fanden wir uns irgendwie zurecht, nachdem wir für uns ein Laken und für Theo eine Matratze organisiert haben. Das Arbeiten auf der Baustelle brachte mir richtig Spass. Es war oft ein wortloses Schaffen, da viele einfach kein Englisch sprachen, aber gelacht wurde trotzdem. Das feuchtheisse Klima war eine Belastungsprobe für sich. Allein der Gang zur Baustelle reichte aus, um komplett durchnässt zu sein. Und nun soll ich noch hacken, schaufeln, schleppen, klopfen, pflastern und aufräumen. Was man nicht alles macht. Eines ist unbestritten, die Woche war eine super lehrreiche Zeit und auf das Gebäude sowie meine tapfere Familie bin ich zu Recht stolz. Ich hoffe, dass das Haus seinen Zweck erfüllt und die Menschen vor Ort weiterbringt.

Theo:  Huijuijuih! Endlich mal wieder was los seit Oma weg ist. Zahlreiche Tanten und Onkel im Team und viele Kinder in der Schule, die mit mir tobten und spielten. Außerdem campten wir nachts alle unter Moskitozelten. Tagsüber schaufelten wir im Sand, ich durfte Schrauben sortieren und sogar Wände anmalen. Abends wurde zweimal mit offiziellen Gästen der Kommune mit Karaoke und Reiswein aus 10l Plastikkanistern ausgelassen gefeiert. Auch ohne dieses süße Gesöff fiel mir das Tanzen leicht. Vietnamesisch jedoch ist sehr schwer, aber mein Englisch wird immer besser und letztlich verstanden mich sowieso alle.

Eva:  Beeindruckend wie andere Menschen leben. Wir kommen im Dorf an und bekommen in einem kleinen Haus mit Wellblechdach und spartanischer Einrichtung unseren Raum zugewiesen – das »luxuriöseste« Zimmer mit Ventilator und einer Holzpritsche, auf der eine Bastmatte sowie eine 2cm dicke Matratze liegen. Das Haus steht direkt an einem Kanal des Mekong. Ein Graben geht am Grundstück entlang. Das Wasser ist mit einem Ölfilm bedeckt und es schwimmt reichlich Unrat darin. Über diesem Graben sind Hängematten zum Ausruhen gespannt, daneben picken zerrupfte Hühner im Dreck. Von der Küche, die aus einem Tisch, einem Regal und einem Gasbrenner besteht, geht es direkt ins Bad. Hocktoilette und gegenüber steht ein Regenfass zum Nachspülen und kalt Duschen. Wieder wird mir bewusst, in welchem Wohlstand wir in Nordeuropa schwelgen. Bei einem Besuch einer sechsköpfigen Familie erfahren wir, dass das monatliche Einkommen des Vaters etwa 50$ beträgt. Die Mutter verdient noch etwas mit Korbflechten dazu. Davon muss sich die Familie nicht nur ernähren, sondern es müssen auch das Schulgelder und Uniformen bezahlt werden. Das regt schon zum Nachdenken an. Insbesondere weil die Vietnamesen stets freundlich lächeln und zufrieden wirken.

Wir bedanken uns bei all den herzlichen Menschen für die außergewöhnlich anregende Zeit: Klicken für mehr Infos über Facebook …

Pinnwand in Australien – Einladung nach Vietnam.
Vietnamesischer Komfort – eine Kammer nur für uns.
Blick von der Schlafstätte – traumhafte Aussichten.
Beziehungen zum Nachbarn – eine saubere Angelegenheit.
Wieder einmal zur Schule – der Gang zur Baustelle.
Ein Platz für Profis – jeder Griff sitzt.
Wände glatt ziehen – eine Aufgabe für den Designer.
Größe beweisen – nicht nur beim Malen.
Ein hübsches Ergebnis – wenn auch noch nicht ganz fertig.
Bei der Übergabefeier – Stolz und Dankbarkeit.