Struktur einiger Inseln.

Zum Abschied von den Philippinen der etwas andere Blick.

Die Visayas sind eine der drei Inselgruppen, die zusammen den Inselstaat der Philippinen bilden. Wir haben dort auf drei Inseln (Cebu, Bantayan und Malapascua) gehaust und drei weitere, kleine Inseln besucht. Kalanggaman ist davon wohl das, was wir im Volksmund als Paradies bezeichnen würden.

Eva:  Vom Tagesanbruch bis zum Sonnenuntergang ist es hierzulande zu hören: die unmittelbare Aufeinanderfolge jeweils dreimal kurz und einmal lang gezogener, durchdringender, gequetschter Laute - das hohe Krähen der Hähne. Ich war begeistert von der Vorstellung, dass ein stolzer Hahn seine Hühner zum Eier legen motiviert. Es sind jedoch nicht die besagten Hähne im Korb, sondern gefiederte Gladiatoren, die in großer Zahl gezüchtet und gehalten werden, um die Dorfbewohner beim wöchentlichen Hahnenkampf einen Adrenalinschub zu verpassen. Eigentlich verboten, aber dennoch praktiziert. Ich habe mal nachgelesen, weil ich nicht die Skrupel hatte, die versteckte Arena aufzusuchen. Den Hähnen werden gebogene Klingen an die Beine gebunden und aufgrund des natürlichen Aggressionstriebs attackieren sie sich, sobald sie auf dem Kampfplatz freigelassen werden. Nach kurzem, unerbittlichem Kampf kippt einer um und wird gleich gerupft und für das spätere Mahl präpariert. Darf man sich nun darüber aufregen? Auf den Philippinen haben Hahnenkämpfe seit Jahrhunderten Tradition. Das Spektakel sei heute ein Blick auf die archaischen Wurzeln unserer Zivilisationen und damals gab es eben noch keine Tierschutzgesetze. Zudem möge man sich überlegen, ob es denn besser ist, zu der bekannten Chicken Fast Food Kette zu gehen, um ein chlorgewaschenes Hühnchen aus schlimmster Qualhaltung zu verspeisen. Immerhin werden die Hähne vergleichsweise gut gehalten. Kleine Hütten bieten den Tieren Schutz vor dem tropischen Regen, jeder Hahn kann fliegen und hat etwas Auslauf und damit sicherlich mehr Platz als einem deutschen Biohähnchen zusteht. Außerdem: wir haben das Fernsehen und johlen zur Fußball-WM, fiebern bei Wer-wird-Millionär und verfolgen gespannt den Tatort. Die Philippinen haben eben diese Form der Unterhaltung.

Theo:  Auf Malapasua gab es keine Autos und ich konnte tagein tagaus ohne Schuhe im Sand gehen, direkt vom Zimmer hin zum Strand, und mit den vielen Kindern von den wenigen Dörfern spielen. Und wie ich gebadet habe - auch bei Regen. Ich habe so viele Geschenke gekriegt und Mama kam zusätzlich jeden Tag mit neuen Muscheln für mich an.

Reto:  Die Verkehrsmittel hier sind abwechslungsreich. Zu Wasser machen wir mit den Auslegerbooten Überfahrten oder Ausflüge. Die Bauweise dieser Boote ist eher trivial. Die Wände des Schwimmkörpers bestehen aus dünnen Sperrholzplatten und die Ausleger sind durchweg aus Bambusrohren gefertigt. Die Motoren stammen scheinbar aus LKWs. Irgendwie hält das System auch bei rauer See einiges aus und alternative Transportmittel existieren zwischen den Inseln einfach nicht. Viele Philippinen können nicht schwimmen, auch wenn sie in der Schifffahrt arbeiten. Einer der Matrosen band eine leer Gasflasche an ein Seil, hielt sich tapfer fest und ließ sich so vom Strand aus an Bord ziehen. Das war ziemlich schräg, aber auch schlau. Eva und ich haben auch das Tauchen ausprobiert. Ich, für mich persönlich, habe festgestellt, dass ich kein Fisch bin, obwohl alles super gelaufen ist. An Land fahren wir auf den kleineren Inseln als zahlende Gäste im Tricycle oder selbst und zu dritt mit dem Mietroller über Sandpisten oder schlechte Straßen. Vielerorts treffen wir auf die einfachsten Lebensverhältnisse in den verstreuten Kommunen, die aus einer Ansammlung primitiver Hütten bestehen. Eine kleine Feuerstelle auf dem Erdboden dient als Kochgelegenheit. Dazwischen streunende Hunde unter der bunten Wäsche, die zum Trocknen aushängt. Es wird Wasser aus dem Ziehbrunnen gezogen, Reis gekocht, ein Roller geflickt und Laub zusammengefegt. Nicht jeder ist aktiv. Viele sitzen einfach nur beisammen. Als Gegensatz zum geruhsamen Dasein der Menschen auf den kleineren Inseln steht der Verkehrstumult auf der Hauptinsel. Längere Fahrten sind turbo anstrengend. Es schüttelt und rüttelt. Die Überholmanöver treiben uns Schweiß auf die Stirn und der eine Fahrer ging während drei Stunden nie über den dritten Gang hinaus. Mir wurde als langjähriger Autofahrer richtig übel. Schlussendlich hat mich unser Inselhopping sehr berührt. Vor allem die netten Leute und das Baden an den wunderschönen Stränden zusammen mit Theo waren herzzerreissend. Aber eben, es ist nicht nur ein Strandparadies, nein, es gibt auch viele, bedenkliche Situationen und Begegnungen. Nun sind wir auf Kanada gespannt. Am 4. September gehts los.