Mythos Rocky Mountains.

Unterwegs im Auto.

Wir haben eine richtig schöne Tour von Vancouver, über Whistler, Kamloops, Banff, Lake Louise, Jasper, Prince George und Williams Lake gemacht. Das Wetter war solala und wir mussten klamottentechnisch etwas nachrüsten.

Reto:  Manche Erscheinungen hier wirken einfach überdimensioniert, als hätte eine magische Hand alles skaliert. Die Menschen tragen Schuhe, als ob die nächste Eiszeit käme. Die Lastwagen sind riesig und laut. Es gibt kaum normale Autos, dafür wuchtige Pickups unter deren Motorhauben 4 bis 6 Liter-Maschinen arbeiten und entsprechend röhren (sogar unser koreanischer SUV säuft wie ein Loch). Oft schleppen diese Dinger massive Wohnwagen und zusätzlich ein Boot oder einen Zweitwagen hinter sich her. Ein Wohnmobil unter 10 m Länge ist kaum zu finden. Überholen wird in den Bergen eher schwer. In den Steinbrüchen stehen die mächtigsten Abbaugeräte rum und die Strassenbaustellen sind kilometerlang. Die endlosen Güterzüge sind doppelstöckig und ziehen eine immense Abgaswolke hinter sich her. Natürlich, es gäbe auch kleine, niedliche Dinge, wie Kriechtiere und schmucke Flechten zu bewundern, nur, in der begrenzten Wahrnehmung eines Autoreisenden entdecken wir diese leider viel zu wenig.

Theo: Zum Wandern bin ich zu klein, zum Getragenwerden zu groß. Ich höre meinen Papa ab und zu jammern, da er in dieser Bergwelt gerne längere Touren zu Fuss machen möchte. Und Mama schwärmt vom Reiten. Das geht vorüber, schliesslich habe ich mein geliebtes Dreirad auch nicht dabei. In den wenigen Regenpausen legen wir Stopps an Fluss- oder Seeufern ein, sammeln Steine, essen im Freien oder spielen mit meinem Ball.

Eva:  Wilder Westen. Als Liebhaberin überwältigender Naturkulissen komme ich voll auf meine Kosten. Kilometerlange Nationalparks, glitzernde Gletscher, geschliffene Schluchten, tosende Wasserfälle und ruhige Täler umzingelt und bewacht von den Mountains. Zur Abwechslung Goldrauschfeeling hier und Rodeo dort. Früher habe ich mir zur Verzweiflung von Mama mit Papa nächtelang Western im Fernsehen angeschaut. Nun bin ich mittendrin in den Filmkulissen. Es kribbelt mich, lieber würde ich hier im Sattel auf »Jolly Jumper« als auf dem Beifahrersitz hocken. Naja, so kann ich vor mich hinträumen und stelle mir die Saloons und Westernbars vor, von denen das Lebensgefühl der Canadian-Pacific-Railway-Ära hängengeblieben ist.