Über den hohen Atlas.

Vielschichtige Herausforderung.

Wir nehmen nicht die gewöhnlichen Routen, so dass wir teilweise nach ausgedehntem Vordringen sogar umdrehen müssen. Wir fahren kilometerlang im Flussbett über Geröll und erkennen an einigen Stellen den weiteren Streckenverlauf nicht. Ein Rad hängt in der Luft. Ein LKW versperrt die Durchfahrt. Schlammpisten, Schneefelder und Serpentinen. Mulmige Momente, aber wir kämpfen uns erfolgreich in Richtung Norden durch. Dann endlich wieder Zivilisation. Wir sind heil und froh.

Reto:  Siedlungen kleben wie Schorf an den staubigen Hügeln. Eis und klirrende Kälte des nachts. Tagsüber jeweils gleissendes Sonnenlicht unter deren die Bewohner Markt halten, Schafe hüten oder ihre Esel antreiben. Die Fahrten berühren mich tiefgreifend. Marokko ist reich an landschaftlichen Reizen und doch so unglaublich arm.

Theo:  Papa muss unterwegs höllisch aufpassen, dass er die heranstürmenden Kinder nicht verletzt. Die hängen sich kreischend und bettelnd an Türgriffe und Scheibenwischer. Mama verschenkt Pixi-Bücher sowie Kleider und wirkt trotzdem nicht erleichtert. Mannomann, das sind dramatische Szenen.

Eva: Wieviele Menschen doch schwierige Startbedingungen im Leben haben. Dinge, die für uns völlig selbstverständlich sind und kaum Beachtung finden, zaubern hier ein seliges Lächeln auf die Kindergesichter. Teenager hängen nicht nur am Handy, sondern tragen die auf dem Markt erstandenen Schätze stolz kilometerweit zu Fuß oder mit dem Esel nach Hause. Erwachsene Frauen, die verstohlen das Gesicht abwenden und feilschende Männer. Einmal mehr bin ich mit tiefer Dankbarkeit erfüllt für das, was mir im Leben bisher ermöglicht wurde.